Loslassen & Eintauchen
Loslassen & Eintauchen
Diese Müdigkeit kommt nicht nur vom Tun, sondern von jahrzehntelangen inneren Kämpfen.Ein uraltes Muster beginnt langsam zu bröckeln: der Glaube, mich schützen zu müssen vor dem, was und wer ich wirklich bin.Was, wenn ich jetzt einfach ruhen darf – und mich erinnern?
Loslassen & Eintauchen
Was ist lebendig in mir?
In diesen Maitagen spüre ich eine tiefe Müdigkeit, die mir zuflüstert:
„Lass los, gib dich hin.“
Diese Müdigkeit kommt nicht nur vom Tun, sondern von jahrzehntelangen inneren Kämpfen.
Ein uraltes Muster beginnt langsam zu bröckeln: der Glaube, mich schützen zu müssen vor dem, was und wer ich wirklich bin.
Was, wenn ich jetzt einfach ruhen darf – und mich erinnern?
Es war ein intensiver Monat – nicht im Außen, sondern tief Innen. Ein Monat der Erschöpfung, des Nichtwissens, des Rückzugs – und gleichzeitig der leisen, stillen Durchbrüche. Rückblickend fühlt es sich an, als hätte sich mein gesamter Organismus auf eine tiefere Weise auf das Sein eingestimmt. Und doch hatte dieser Prozess nichts Heroisches. Im Gegenteil: Es war ein Erschöpfen der alten Kräfte, ein Ausatmen, ein leises „Ich kann nicht mehr“. Und genau darin offenbarte sich die Wahrheit.
1. Der Wunsch nach echtem Ausruhen
Am 3. Mai erlebte ich einen dieser stillen Morgen. Keine Energie, keine Inspiration – und doch: ein tiefer Wunsch nach Ruhe. Nicht bloß Entspannung, sondern echtes Ausruhen. Loslassen. Nicht-mehr-funktionieren-müssen. Mein ganzes System sehnte sich danach, alle Masken abzulegen, alle Anstrengung, jemand zu sein, aufzugeben.
Und ich erkannte ein tiefes Missverständnis in mir: der Glaube, ich müsste mein wahres Wesen schützen. Und mit diesem Glauben: Mauern, Anspannung, ein wachsames Inneres – immer auf Habachtstellung.
Doch das Sein braucht keinen Schutz – auch nicht vor seiner eigenen Verletzlichkeit. Oft verwechseln wir Verletzlichkeit mit Schwäche, weil wir Angst haben, verletzt zu werden, wenn wir uns wirklich zeigen. Doch genau diese Offenheit macht uns zutiefst menschlich und lebendig. Verletzlichkeit ist keine Bedrohung, sondern eine wunderbare Qualität unseres Seins, die gehalten werden kann, ohne dass wir uns davor schützen müssen.
Das Sein ist nicht schwach und braucht keine Stütze – im Gegenteil: Es ist das, was hält und trägt.
2. Wenn sich der Kopf wie in einer eisernen Maske anfühlt
Einige Tage später, am 11. Mai, wurde spürbar, wie tief diese alten Strukturen noch im Körper wirken. Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er von einer eisernen Maske umschlossen – ein Gefühl von Enge, Druck, Dunkelheit.
Vor meinem inneren Auge erschien das Bild aus dem Film Der Mann mit der eisernen Maske mit Leonardo DiCaprio: ein Mensch, weggesperrt im Verlies, der seinen Kopf in eine schwere Eisenmaske eingeschlossen trägt. Jemand, der seine Lebendigkeit nicht leben darf.
Und so fühlte es sich auch in mir an: als wären meine Lebenskraft, meine Weisheit, meine Freude, meine Weite ein Leben lang eingesperrt gewesen. Schmerzhaft – und gleichzeitig berührend. Weil ich es endlich fühlen konnte. Nicht, weil ich es intellektuell „verstanden“ hätte, sondern weil ich Raum gab. Präsenz.
Und weil ich tief erkannte: Das Sein selbst enthüllt, was reif ist, gesehen zu werden.
3. Verkörperung – wenn das Sein in den Körper einzieht
Am 15. Mai geschah dann etwas Kostbares: Ich spürte meine wahre Natur in meinem Körper ankommen. Da war kein Widerstand, keine Spannung. Nur Dichte und Leichtigkeit zugleich.
Mein Körper fühlte sich durchdrungen von Präsenz – als Gefäß, das der formlosen Essenz Gestalt verleiht.
Und ich verstand: Jetzt kann ich leben und handeln als SEIN. Nicht mehr aus einem Ich heraus, das etwas sein will, sondern aus dem, was schon da ist – still, lebendig, gegenwärtig.
4. Wenn alte Rollen und Anpassung müde werden
Und doch – nur einen Tag später, am 16. Mai, wieder Müdigkeit, Zweifel, Leere.
„Der Verstand fragte: War das, was ich gestern erlebt habe, wirklich real – oder wollte ich es nur glauben?“
Doch etwas in mir blieb weit und wohlwollend. Ich konnte sehen: Auch das gehört zu dem Prozess dazu.
Der Teil in mir, der sich mein ganzes Leben lang angestrengt hat, jemand zu sein, sich anzupassen, etwas darzustellen, das ich in Wahrheit nie war – dieser Teil ist müde.
Ich habe versucht, das Ego zu sein, meine Kleinheit zu leben, die limitierte Version meiner selbst zu verkörpern. Das Erleben an diesem Morgen des 16. Mai – es war kein Rückfall, sondern eine Integration.
5. Sichtbar werden – nicht durch Funktion, sondern durch Präsenz
Im Laufe der Wochen wurde klarer: Ich befinde mich mitten in einem Übergang. Das Alte ist müde, will nicht mehr. Das Neue ist da – „jedoch noch“ leise, unspektakulär, ohne Funktion, ohne Ziel.
Ein Wunsch wurde sehr deutlich: einfach nur sein dürfen.
In meinem Leben – in den Sitzungen mit Klienten, in meinem Alltag, in meiner Sichtbarkeit: nicht mehr über Rollen oder Leistung, sondern über Gegenwärtigkeit.
Einladung zum Weiterwandern
Ich danke dir, dass du diese Zeilen liest. Vielleicht spürst du auch etwas davon in dir: den Wunsch nach Stille, Echtheit, Nachhausekommen.
Ich lade dich ein, mit mir gemeinsam weiterzuwandern – nicht, um jemand zu werden, sondern um immer tiefer zu sein.
Wenn du bereit bist, deinen Weg bewusst zu gestalten, freue ich mich darauf, dich in einer persönlichen Sitzung zu begleiten.
Ich freue mich, von dir zu hören.